Brandspuren von Apfelresten aus der Jungsteinzeit belegen die frühe Nutzung dieses Obstes, aus dem in Zentralasien unsere Kulturäpfel hervorgingen. Im Frühmittelalter überwiegend zur Selbstversorgung angebaut, wurden Klöster zu Hochburgen der Obstkultur, die zur Verbreitung neuer Apfelsorten beitrugen. Der Vortrag schildert neben der Historie der Obstnutzung und des Obstbaus auch, wie Sortenreichtum durch Züchtung und Auslese erreicht wurden, aber auch, wie Vorgaben der EG-Politik zur Sorteneinengung und Intensivierung des Niederstammanbaus führten. Der Ursprung von Steuobstanlagen und die Bedeutung von Streuobstwiesen weist auf die ökologische Funktion dieser Anbauvariante hin.

Zoologie hat an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität eine lange Tradition. Der Vortrag spannt den Bogen vom Naturalienkabinett des Bonavita Blank im 18. Jhdt. über Theodor Boveri und seine Chromosomentheorie der Vererbung bis hin zur Forschungslandschaft nach dem 2. Weltkrieg. Die Zoologie hat sich von ihren historischen Keimzellen ausgehend hin zu den heute im Biozentrum vertretenen Lehrstühlen mit zell- und molekularbiologischer bzw. organismischer Ausrichtung entwickelt, die auch gemeinsame Fragestellungen bearbeiten und methodisch kooperieren : Zell- und Entwicklungsbiologie (Zool. I), Verhaltensphysiologie und Soziobiologie (Zool. II), Tierökologie und Tropenbiologie (Zool. III) sowie Neurobiologie und Genetik. Der Vortrag soll auch die Aktualität zoologischer Forschung in Würzburg verdeutlichen.

Durch verschiedene anthropogene Einflüsse sind Städte im Vergleich zum Umland Wärmeinseln. Je nach Anteil dieser Einflüsse lassen sich Städte auch in Klimazonen unterteilen – ein Begriff, der im Makromaßstab Regionen mit unterschiedlichen klimatischen Verhältnissen unterscheidet. Die Stadt Würzburg ist durch ihre Kessellage, aber auch auf Grund dichter Bebauung, dem hohen Grad an Oberflächenversiegelung, durch den geringen Vegetationsanteil und den Mangel an Frischluftschneisen einem erhöhten Überhitzungsrisiko ausgesetzt, das im Vergleich zu anderen bayerischen Städten im Sommer besonders groß ist. Von hohen Temperaturen und Trockenheit betroffen sind zunehmend auch die Bäume an Straßen und auf Plätzen. Dabei sind es gerade sie, die auf Grund ihrer Verdunstungskühlung und Verschattung für thermischen Komfort sorgen, den Hitzeinseleffekt und damit den Energieverbrauch zum Kühlen erhitzter Gebäude reduzieren und zudem Kohlenstoff speichern. Der Vortrag stellt auch Ergebnisse des Forschungsprojekts „Klimaerlebnis Würzburg“ vor, für das 2018 im Stadtgebiet automatisierte Wetterstationen installiert wurden.

Biber sind seit Millionen von Jahren in Bayern heimisch und verbreitet, wurden aber in nur 100 Jahren ausgerottet. 40 Jahre nach der Wiederansiedlung ist heute wieder ein stabiler Biberbestand vorhanden. Biber sind Lebensraumgestalter, was auch ganz im Sinne politischer Willensbekundungen und der Naturschutzgesetzgebung ist. In der dicht besiedelten Kulturlandschaft mit zwischen Nutzflächen eingeengten Gewässern führen Biberaktivitäten immer wieder auch zu Konflikten, die aber meist lösbar sind. Der Vortrag stellt die positiven Reaktionen der Tierwelt auf Bibergewässer vor, z.B. auf viele Vögel, auf Amphibien sowie Libellen & Co. Auch Wasserqualität und Wasserhaushalt profitieren von diesem Ökosystem-Indikator und Renaturierer, dem daher mehr Wertschätzung entgegengebracht werden sollte.

Auch im Winter bietet der Ringpark in Würzburg Lebensraum für viele Vogelarten. Auf einem zweistündigen Spaziergang durch das Klein-Nizza kann man neben Amseln und Ringeltauben auch verschiedenene Meisen- und Finkenarten beobachten. Mit etwas Glück zeigt sich auch der seltene Mittelspecht oder ein Wanderfalke.

Helgoland bietet einen einzigartigen Lebensraum für marine Organismen. Der vom Meer bedeckte Felssockel ist von meterlangen Braunalgen bewachsen, hier leben die Helgoländer Hummer. An den bis zu 60 Meter hohen Felswänden brüten im Frühling und Sommer tausende von Meeresvögeln, und auf der benachbarten Helgoländer Düne bringen Kegelrobben im Winter ihre Jungen zur Welt. Wer bereits vor dem Vortrag die Insel besuchen möchte, der sollte „Helgoland 360°“ aufsuchen: https://tour.helgoland.de/

Als Nutztier für Honiggewinnung und Bestäubung ist die Honigbiene bei Imkern weitbekannt. Über wilde Völker von Apis mellifera gibt es jedoch kaum wissenschaftliche Informationen, obwohl die Art ursprünglich auch bei uns ein heimisches Wildtier war. Im Zuge systematischer Kartierungen in Laubwaldgebieten in Deutschland konnten wir zeigen, dass verlassene Spechthöhlen noch heute regelmäßig von wildlebenden Bienenvölkern bezogen werden. Im Rahmen einer mehrjährigen Monitoringstudie gingen wir der Frage nach, ob diese Völker selbsterhaltende Populationen bilden können. Der Vortrag stellt die Ergebnisse zu dieser und zu weiteren ökologischen Studien an wilden Honigbienenvölkern vor.

Wegen der Einschränkungen durch die aktuelle Coronalage müssen wir den für Freitag, den 11. Februar geplanten Präsenzvortrag von M. Sc. Patrick Kohl in der Umweltstation Würzburg auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Wir möchten das Winterhalbjahresprogramm aber nicht mit einer Absage ausklingen lassen. Daher hat sich unser 1. Vorsitzender Dr. Dieter Mahsberg spontan entschlossen, zum gleichen Termin einen Ersatzvortrag via Zoom anzubieten. Er wird eine Vorlesungsstunde zu einem uns sehr nahen Thema halten: "Wie der Mensch entstand - von unseren Wurzeln bis heute". Wir würden uns freuen, Sie am Freitag wenigstens auf diesem Weg erreichen zu können! Sie dürfen diese Einladung auch gerne an weitere Interessierte weiterreichen.